Erhebliche Lawinengefahr und tödlicher Lawinenunfall unterhalb der Fraganter Scharte

Die Woche war zunächst am Mittwoch und Donnerstag von milden Temperaturen und Sonneneinstrahlung geprägt. Abbildung 1 zeigt die registrierte Globalstarhlung und Temperatur an der automatischen Wetterstation Mohar.

Abbildung 1: registrierte Globalstarhlung und Temperatur an der automatischen Wetterstation Mohar auf 2012 m

Am Samstag und Sonntag fielen vor allem entlang der Grenze zu Slowenien und Italien oberhalb von rund 1400 m 30 bis 50 cm Neuschnee, lokal auch mehr. In den nordwestlichen Gebirgsgruppen fielen 20 bis 30 cm Neuschnee. In den restlichen Gebirgsgruppen um 20 cm. Begleitet wurde der Niederschlag von meist mäßig bis starkem Wind aus wechselnden Richtungen. Abbildung 2 zeigt die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Selenitza. Abbildung 3 zeigt die registrierten Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen und Luftfeuchte an der automatischen Wetterstation Eissee. Markant zu beobachten war das Wechseln der Windrichtung auch an der automatischen Wetterstation Sonnblick (Abbildung 4). Auffallend ist dabei die mit dem Wechseln der Windrichtung einhergehende Abnahme und Zunahme der Windgeschwindigkeit. Dies vor allem am Tauernhauptkamm (Abbildung 3 & 4).

Abbildung 2: Registrierte Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen, an der automatischen Wetterstation Selenitza auf 1704 m

Abbildung 3: Registrierte Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen und Luftfeuchte an der automatischen Wetterstation Eissee auf 2794 m

Abbildung 4: Registrierte Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen an der automatischen Wetterstation Sonnblick auf 3105 m

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag – vor dem Beginn des Niederschlagsereignisses – war die nächtliche Abstrahlung zeitweise stark reduziert.

Reduzierte nächtliche Abstrahlung von Donnerstag auf Freitag

VERLAUF DER GEFAHRENSTUFE

Abbildung 5 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 03. Jänner ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glocknergruppe, Goldberggruppe, Ankogelgruppe, und Hafnergruppe und deren Seehöhen. Mit den entstandenen Triebschneeansammlungen stieg die Lawinengefahr ab Samstag oberhalb von 1800 m deutlich an. 

Abbildung 5: Zeitlicher Verlauf der ab 04. Jänner ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glocknergruppe, Goldberggruppe, Ankogelgruppe, und Hafnergruppe und deren Seehöhen

SCHNEEDECKE

Mit Neuschnee und mäßigem bis starkem Wind aus wechselnden Richtungen entstanden vor allem in Rinnen, Mulden und hinter Geländekanten leicht auslösbare Triebschneeansammlungen. Die Triebschneeansammlungen waren bzw. sind teils noch schlecht und mit dem Altschnee verbunden. Abbildung 6 zeigt die schlechte Verbindung des Triebschnees und Altschnees. Das Schneeprofil wurde im Anrissbereich einer von einem Wintersportler ausgelösten Lawine aufgenommen. Die Bruchfortpflanzung erfolgte in einer Schicht Neuschnee (Wildschnee) in welcher auch eine aufbauende Umwandlung beobachtet werden konnte.

Abbildung 6: Schneeprofil vom 07.01.2024 mit leicht auszulösendem Triebschnee

Die Triebschneeansammlungen überlagern an wenig befahrenen, eher schneearmen Schattenhängen oberhalb von rund 2200 m eine schwache Altschneedecke (Abbildung 7).

Abbildung 7: Schneeprofil vom 05.01.2024 – schwache Altschneedecke an wenig befahrenen, eher schneearmen Schattenhängen Quelle: Lukas Ruetz

EREIGNISSE

Die spontane Lawinenaktivität hat mit dem Einsetzen der Schneefälle zugenommen. Mit der Intensivierung des Schneefalls konnten vor allem entlang der Grenze zu Slowenien einzelne spontane Schneebrettlawinen registriert werden. Mit dem Abklingen des Schneefalls konnten dann vor allem in der Kreuzeckgruppe spontane trockene Lockerschneelawinen beobachtet werden.

Von Triebschnee bereits wieder überdeckte spontane Lawinenaktivität im Hochstuhlkar

Spontane trockene Lockerschneelawinen in der Kreuzeckgruppe

Tödlicher Lawinenunfall unterhalb der Fraganter Scharte

Zwei Skitourengeher wurden am 07.01.2024 unterhalb der Fraganter Scharte in der Goldberggruppe von einer Schneebrettlawine erfasst, welche wahrscheinlich spontan abgegangen ist. Unmittelbar vor dem Abgang der Schneebrettlawine wurde ein Stabilitätstest durchgeführt. Einer der Tourengeher wurde nur teilverschüttet, benötigte aber rund eine Stunde bis er sich befreien konnte. Die Suche seines Partners nach Signalempfang musste er abbrechen, da seine Schaufel aufgrund des durchgeführten Stabilitätstest verschüttet war. Da beide Mobiltelefone der Skitourengeher beim Totalverschütteten waren, musste er rund 90 Minuten ohne Skitourenausrüstung bis zur Bergstation aufsteigen um die Rettungskette in Gang zu setzen. Der Totalverschüttete wurde von den Einsatzkräften in rund 2 m Tiefe gefunden. Vom anwesenden ÖBRD-Arzt konnte aber nur noch der Tod festgestellt werden.

AUSBLICK

Ohne Niederschlag kann von einem allmählichen Rückgang der Lawinengefahr ausgegangen werden.