Anstieg der Gefahr von nassen Lawinen mit dem Regen & Triebschneeproblem in hohen Lagen

WETTER

Am Mittwoch fiel vor allem entlang der Grenze zu Italien und Slowenien ergiebiger Niederschlag. Bis zu 100 mm Niederschlag wurden von Mittwoch bis Freitag von den Niederschlagsmessstationen gemessen. Die Schneefallgrenze lag dabei vor allem zu Beginn des Niederschlagsereignisses teilweise sehr hoch bei rund 2200 m. Abbildung 1 zeigt die registrierte Lufttemperatur und die relative Feuchte an der automatischen Wetterstation Mauthner Alm. Mit der Intensivierung der Niederschläge sank die Schneefallgrenze ab Mittwoch Abend.

Abbildung 1: Die registrierte Lufttemperatur und die relative Feuchte an der automatischen Wetterstation Mauthner Alm

Während des Niederschlagsereignisses am Donnerstag lag die Schneefallgrenze mit rund 2000 m erneut sehr hoch. Abbildung 2 zeigt die registrierte Lufttemperatur und die Schneehöhe an der automatischen Wetterstation Samalm. Etwas Neuschneezuwachs konnte dort ab Mittwoch Abend registriert werden.

Abbildung 2: Die registrierte Lufttemperatur und die Schneehöhe an der automatischen Wetterstation Samalm auf 1765 m

In den nordwestlichen Gebirgsgruppen fielen vor allem am Mittwoch Abend 20 bis 25 cm Schnee. Begleitet wurde der Schneefall von starkem Wind aus südlichen Richtungen. Abbildung 3 zeigt die registrierte Windgeschwindigkeit, Windrichtung und relative Luftfeuchte an der automatischen Wetterstation Eissee.

Abbildung 3: Die registrierte Windgeschwindigkeit, Windrichtung und relative Luftfeuchte an der automatischen Wetterstation Eissee auf 2794 m

VERLAUF DER GEFAHRENSTUFE

Abbildung 4 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 23. März ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karnischen Alpen West & Lienzer Dolomiten und deren Seehöhen. Mit dem Regen und Neuschnee stieg die Lawinengefahr am Mittwoch Nachmittag deutlich an. 

Abbildung 4: Zeitlicher Verlauf der ab 23. März ausgegebenen Gefahrenstufen in den Karnischen Alpen West & Lienzer Dolomiten und deren Seehöhen

Abbildung 5 zeigt den zeitlichen Verlauf der ab 23. März ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glocknergruppe, Goldberggruppe, Ankogelgruppe und Hafnergruppe und deren Seehöhen. Mit Neuschnee und starkem Wind stieg die Lawinengefahr ab Mittwoch Nachmittag deutlich an.

Abbildung 5: Zeitlicher Verlauf der ab 23. März ausgegebenen Gefahrenstufen in der Glocknergruppe, Goldberggruppe, Ankogelgruppe und Hafnergruppe und deren Seehöhen

SCHNEEDECKE

Der Regen führte ab Mittwoch unterhalb von rund 2000 m verbreitet zu einer raschen Durchnässung der Altschneedecke. Die Wetterbedingungen bewirkten vor allem an Schattenhängen eine Schwächung in den tieferen Schichten der Schneedecke. 

Abbildung 6 zeigt die physikalische Modellierung der Schneedecke an einem Nordhang unterhalb von 1900 m in den Karnischen Alpen Mitte mit der Software SNOWPACK. Vor allem ab Mittwoch war dabei ein Anstieg des Wassergehalts in allen Schneeschichten zu beobachten.

Abbildung 6: Der LWC-Index (Liquid Water Content) berechnet aus dem Schneedeckenmodell Snowpack an einem Nordhang im Bereich Madritschen in den Karnsichen Alpen Mitte

Auch die vor Ort erstellten Schneeprofile zeigten eine deutliche Durchnässung der Schneedecke (Abbildung 7).

Abbildung 7: Schneeprofil aus den Karnischen Alpen Mitte vom 27.03.2024; der Regen führte zu einer raschen Durchnässung der Schneedecke

Die mit Neuschnee und starkem Wind entstandenen Triebschneeansammlungen waren vor allem oberhalb von 2200 m schlecht miteinander (Neuschnee- und Filzkristalle) und mit dem Altschnee (kantige Kristalle – kalt auf warm) verbunden. Abbildung 8 zeigt eine Schicht von lockeren Neuschnee- und Filzkristallen unterhalb einer Schicht von windverfrachtetem Schnee.

Abbildung 8: Schneeprofil aus der Goldberggruppe vom 28.03.2024; eine Schicht von lockeren Neuschnee- und Filzkristallen unterhalb einer Schicht von windverfrachtetem Schnee

EREIGNISSE

Mit dem Regen stieg die Aktivität von Nass- und Gleitschneelawinen vor allem entlang der Grenze zu Italien und Slowenien deutlich an. Die starken Sichteinschränkungen erschwerten die Beobachtung von spontanen Lawinen. Erfolgreiche Lawinensprengungen bestätigen die Störanfälligkeit der frischen Triebschneeansammlungen.

Künstlich ausgelöste Schneebrett-Lawine Größe 1; Fleiß in der Goldberggruppe auf rund 2400 m; Exposition: West; Auslösezeitpunkt: Donnerstag

AUSBLICK

Mit der Erwärmung nimmt die Gefahr von trockenen Lawinen vorübergehend ab. Mit Neuschnee und Sturm steigt die Lawinengefahr voraussichtlich ab Sonntag Nacht deutlich an.